Als Vertreter*innen der erwachsenen Umgebungsgesellschaft verstehen wir Menschen jeglicher (sozialer) Herkunft, die einen sozialverträglichen Alltag leben, Umgang mit Menschen höchst unterschiedlicher sozialer Herkünfte pflegen, und aus diesem Alltag im Umgang mit Menschen jeglicher Hintergründe in allen Lebensbereichen Sinn schöpfen.
Wer in die destruktive Gruppe hineingeboren wird, dem fehlen wichtige Sozialisationsinstanzen, die Gleichaltrige durchlaufen. Vielfach fielen Kindergärten oder Schulen als Orte sozialen Lernens aus; Schulen wurden (aus unterschiedlichen Gründen) von manchen mit dezidierten Verweigerungshaltungen besucht, der Schulbesuch zum frühestmöglichen Zeitpunkt abgebrochen, Abschlüsse nicht gemacht etc. Kontakte in die erwachsene Umgebungsgesellschaft werden von der Pseudogemeinschaft nach Möglichkeit unterbunden oder auf ein Minimum reduziert. Freundschaften zu Gleichaltrigen finden außerhalb der Gruppe nicht statt – oder können von den Betroffenen nur unter Geheimhaltung ausgelebt werden. Unter den Bedingungen solchen Aufwachsens leb(t)en die Klient*innen von iuvenes e. V. in einer Gesellschaft, auf die sie in den allerwenigsten Fällen angemessen vorbereitet werden, und damit in einer Gesellschaft, die ihnen grundlegend fremd erscheinen muss. Fremdheitsgefühle gegen die erwachsene Umgebungsgesellschaft sind ihnen allen gemeinsam, wenngleich in sicherlich unterschiedlichen Abstufungen und Erscheinungsformen. Damit steigt in unterschiedlichen Konstellationen und Intensitäten die Bedeutung von Familie, (religiösen) Gemeinschaften, (jugendlichen) Peer-Gruppen und Subkulturen, auch gelegentlich solchen mit hoch kriminellem Charakter, zur Erfüllung basaler psychosozialer Bedürfnisse und zum Erleben von Sinn. Nicht selten bis zur Ausschließlichkeit.
In Abgrenzung zur destruktiven Gruppe ist die Umgebungsgesellschaft erwachsen insofern, als die Art ihrer Sozialbeziehungen gleichgestellte, autonome Individuen und damit individualisierte Verhaltensweisen fördert und erfordert, nämlich die erwachsene Persönlichkeit, während in der destruktiven Gruppe die Sozialbeziehungen darauf zielen, das Gefüge der Gemeinschaft festzuschreiben, das durch jegliches individuelle Verhalten, das nicht von den sozialen Rollen in der Gruppe sanktioniert ist, Gefahr läuft, in sich zusammenzubrechen. Diese Spannung, die letztlich eine von Gemeinschaft und Gesellschaft ist, setzt im Agieren mit der Umgebung Gruppe wie Individuen Widersprüchen aus, die in der destruktiven Gruppe widersprüchliche und von außen absurd erscheinende Kommunikationskreise befördern (Double Bind), die zudem oft einen hoch ritualisierten Charakter annehmen.
Die erwachsene Umgebungsgesellschaft erscheint im Lichte der destruktiven Gruppe wie ein kalter, gefährlicher, oft auch feindseliger oder gar feindlicher Ort. Diese Feindbildnarrationen sind oft der Schlüssel, warum sich Menschen der destruktiven Gruppe auch in höherem Alter anschließen. Denn Fremdheitsgefühle und Marginalisierungserfahrungen werden von Menschen an allen gesellschaftlichen Orten gemacht, aus den unterschiedlichsten Gründen. Die Erzählung von der Feindseligkeit der erwachsenen Umgebungsgesellschaft liefert schlaglichtartig eine Antwort auf Unverstandenes, nämlich auf die brennende Frage, warum passiert mir das? Die Pseudogemeinschaft stattet individuelles Erleiden mit der der denkbar einfachsten Antwort aus. Weil sie, die (Umgebungs)Gesellschaft, feindlich ist, lautet die grelle Antwort der destruktiven Gruppe. Und: echte Gemeinschaft wirst Du nur bei uns erleben.