Wir verwenden authentische Gemeinschaft in Abgrenzung zu den in der Pseudogemeinschaft bzw. destruktiven Gruppe gepflegten Verkehrsformen.
In jeglicher Gemeinschaft muss es einen wie auch immer gelagerten Zusammenhang der Mitglieder geben, d. h. Gefühle von Ergänzung und Zusammengehörigkeit. Wo sich in der Pseudogemeinschaft Zusammengehörigkeit entlang von starr gesetzten sozialen Rollen der Gemeinschaftsmitglieder konstituiert, zeichnet sich die authentische Gemeinschaft durch Komplementarität oder Ergänzung aus. Jedes der Mitglieder solcher Gemeinschaften entwickelt ein individuelles, sinnstiftendes und positiv besetztes Selbstbild. Aus der gemeinsamen Teilhabe an der authentischen Gemeinschaft entsteht ein gegenseitiges System von Anerkennung ihrer individuellen Persönlichkeiten, einschließlich ihrer Fähigkeiten und Potentiale, aber auch der Grenzen ihrer individuellen Möglichkeiten und Persönlichkeiten.
Authentische Gemeinschaften erkennen die Bedürfnisse ihrer Mitglieder an, sich aus ihnen heraus in die Umgebungsgesellschaft hinein zu orientieren, ohne sich dadurch in ihrem Bestand als Gemeinschaft infrage gestellt zu sehen, und empfinden, im Gegenteil, die Notwendigkeit und Selbstverständlichkeit des Kontakts und des Umgangs mit der Umgebungsgesellschaft – als Gruppe wie als Ensemble individueller Persönlichkeiten. Das gemeinsame Erkunden von individueller Differenz, die sich gerade auch durch den Umgang aller Mitglieder mit der Umgebungsgesellschaft ergibt, wird, in anderen Worten nicht als Bedrohung empfunden, sondern konstituiert die Gemeinschaft geradezu. Es sind Gemeinschaften, die sich erst in einem als sinnhaft begriffenen Umgang mit der Außenwelt der Gruppe und ihrer Mitglieder als Gemeinschaft empfinden. Die individuellen Bedürfnisse und die persönlichen Eigenheiten in Fühlen, Deuten und Handeln sind Stimulus solcher Gemeinschaften als Gemeinschaften. Die sich daraus ergebenden Veränderungen des Gemeinschaftsempfindens werden als vielleicht herausfordernd, in ihrem Kern aber als positiv begriffen.